Straßenbau von Bergfelden nach Sulz in den Jahren 1907/08

Eine direkte Straßenverbindung von Bergfelden nach Sulz gab es vor 100 Jahren noch nicht.

Die Situation jener Zeit ist aus dem Vorbericht des Kostenvoranschlages zum Straßenbau ersichtlich:

Die projektierte Vizinalstraße von Bergfelden nach Sulz wird das obere Mühlbachtal mit dem Neckartal auf kürzestem Weg verbinden u. es kann keinem Zweifel unterliegen, daß wenn diese Straße gebaut sein wird sich der Verkehr zwischen Bergfelden, Holzhausen u. Sulz bedeutend heben wird.

Der seitherige Verbindungsweg von Bergfelden nach Sulz führt über Holzhausen und es muß die sehr steile, fast unfahrbare Steige von Holzhausen nach Sulz, welche ca. 15 % Steigung hat benützt werden. Für einen normal beladenen Lastwagen ist es geradezu unmöglich die Steige von Sulz nach Holzhausen zu benützen, es muß daher ein bedeutender Umweg über Vöhringen gemacht werden, um mit einem solchen Fuhrwerk von Sulz nach Bergfelden zu gelangen.

Um diesem Übelstand abzuhelfen haben sich die bürgerlichen Collegien in Bergfelden entschlossen zum Neubau zu schreiten u. den Unterzeichneten (Anmerkung: Oberamtsbaumeister Kimmich) veranlaßt, Plan und Kostenvoranschlag für einen Straßenneubau in gedachter Richtung zu fertigen.

Die projektierte Straße würde auch für die Gemeinde Holzhausen einen großen Vorteil haben, sofern dieselbe für schwere Fuhrwerke von Sulz nach Holzhausen ebenfalls benützt werden könnte. Der Neubau einer Straße von Bergfelden nach Sulz über die Markung Holzhausen u. Sulz, welche teils aus Gemeindemitteln, teils aus Amtskörperschafts- und Staatsbeiträgen erbaut werden soll würde den Übelstand lösen u. eine direkte Verbindung zwischen diesen Ortschaften u. ihrer Umgebung ermöglichen.

Die Gesamtlänge der neu zu erbauenden Straße beträgt rd. 1875 m wovon ca. 621 m auf die Markung Holzhausen u. ca. 1254 m auf die Markung Sulz zu liegen kommen. Die zu bauende Straße beginnt bei Nr. 0+0 an der Straße von Sulz nach Holzhausen u. endigt bei Nr. 1875,7 auf Markung Bergfelden bei der Einmündung in die Vizinalstraße von Bergfelden nach Holzhausen.

Kostenvoranschlag und Finanzierung

Es folgt eine detaillierte Beschreibung der auszuführenden Arbeiten nebst Zeichnungen der Böschungen und Kunstbauten. Der Kostenvoranschlag betrug 44.700 Mark. In diesem Betrag waren 3070 Mark für Grunderwerb enthalten.

Die Finanzierung erfolgte durch:

- Aufnahme eines Darlehens von Privatpersonen 10.700 Mark
- Straßenbaubeitrag des Bezirksrates 9.670 Mark
- Staatsbeitrag (Königl. Entschließung v. 02.12.1907) 16.100 Mark
- Stadt Sulz, Wert der erforderlichen Grundfläche 2.500 - 3.000 Mark
- Stadt Sulz Barleistung 2.000 Mark
- Ertrag eines außerordentl. Holzhiebes von 500 Festmeter Holz  


Die Ausführung der Arbeiten erfolgte in den Jahren 1907/1908. Trotz des Einsatzes von Baumaschinen fanden zahlreiche Einwohner des Dorfes Arbeit als Fuhrleute, bei Erdarbeiten oder beim Zerkleinern des Gesteins. Unter anderem wurden ca. 1800 Kubikmeter Erde und Fels bewegt

Die Fertigstellung der Straße erfolgte im November 1908 wobei die veranschlagten Kosten sogar unterschritten wurden. Die Kosten ohne Grunderwerb betrugen 38.339, 69 Mark.

Zum Vergleich:

Ein Arbeiter verdiente zwischen 28 und 35 Pfennig pro Stunde. Für die beim Straßenbau eingesetzten Fuhrwerke wurden pro Stunde 1.60 Mark bzw. 12 Mark pro Tag berechnet.